Dresden - 13.-14. Februar 1945:

Verbrechen am deutschen Volk !



Aus die Reihe "Richtstellungen zur Zeitgeschichte - Der Große Wendig” Band 2, Seite 326. Herausgegeben von Grabert Verlag, 72006 Tübingen, Postfach 1629

Flugkapitän Hanna Reitsch


Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die hinterhältigen Verhörmethoden des US-Militärs, auch gegenüber angesehenen deutschen Gefangenen, bildet die Behandlung der herausragenden Flugpionierin Hanna Reitsch. Wie viele andere mußte die untadelige Frau schlimmste Demütigung und große Not erleben.

Eine Biographie der am 29. März 1912 in Hirschberg/Schlesien geborenen Hanna Reitsch ist nicht in wenigen Seiten wiederzugeben. Doch kann man die Vielfalt ihres Lebens in drei Sinngebungen umreißen: Das ist die Liebe zur Familie, zur Heimat und zur Fliegerei. Berühmt, sogar bis in die Lexika, wurde sie als Fliegerin.

Hanna Reitsch lernte das Fliegen auf der heimatlichen Segelflugschule Graunau in Niederschlesien. Neben ihrem Medizinstudium war sie aber stets – mit ihren eigenen Worten –ein „Vogelmensch“, als der sie unter anderem Südamerika, Finnland und Libyen besuchte und weitere Rekorde errang. „Jeder Versuchsflug diente dem Leben anderer und dem Ansehen Deutschlands“ sagte sie. So blieb es nicht aus, daß sie auch Pilotin für Motorflugzeuge wurde und 1937 als erste Frau das Patent zum „Flugkapitän“ erhielt.
 
Während des Krieges führte sie in verstärktem Maße Testflüge durch, vor allem mit dem Raketenflugzeug ‚Me 163 B‘ und in Peenemünde mit der bemannten ‚V1‘.  Auch an der Ostfront war sie im Einsatz und flog im April 1945 Feldmarschall Ritter von Griem mit einem Fieseler Storch ins belagerte Berlin zu Hitler. Als einzige Frau erhielt sie das EK1, sowie das Militärflieger Abzeichen in Gold mit Brillanten. Am Tag der Kapitulation geriet sie wie andere Soldaten in amerikanische Gefangenschaft und durchlebte seelisch und körperlich schwerste Zeiten. Von der Art und Weise amerikanischer Vernehmungsmethoden wird nachstehend ein Kapitel gebracht, das Hanna Reitsch mit US-Captain Cohn durchzustehen hatte:

„Ich hätte nichts zu enthüllen, sagte ich klar, und hätte nichts gegen mein Land und seine Regierung auszusagen, da brauche er sich keine Hoffnungen zu machen. Ich sah, daß ihm vor Wut das Blut in den Kopf stieg, und hatte das Gefühl, dem unangenehmsten Menschen gegenüberzusitzen, dem ich bisher begegnet war. Meine Worte und mein Gesichtsausdruck mußten ihm meine grenzlose Verachtung verraten haben. … Jetzt ereiferte er sich und sagte aufgeregt und laut, ich sollte nicht so dumm sein, so kurzsichtig und töricht, um aus einem falschen Treuekomplex heraus die dargebotene Chance abzuschlagen. Er ließ mich zu keinem einzigen weiteren Wort mehr kommen, sondern sagte mit schneidender Härte. „Ich warne Sie vor dieser Dummheit. Denken Sie an ihr ganzes weiteres Leben!“ Hanna Reitsch läßt sich weder mit Schokolade ‚umstimmen‘ noch ist sie bereit, die ‚Geschenke‘ des Besatzer-Offiziers anzunehmen, als da waren: Schuhe, Strümpfe, Parfüm, Puder, Lippenstift u.a. Auch lehnte sie es, das üble Theater längst durchschauend, ab, sich von einer Friseurin die Haare herrichten zu lassen.

Zwangsläufig ungepflegt, mit Wollsocken, kaputten Schuhe, strähnig glatten Haaren‘ und nach einem „Wutanfall“ Cohns, tritt die Fliegerin schließlich vor die Presse: ‚Hinter einem Pult stand Captain Cohn und forderte mich auf englisch auf, vor ihn hinzutreten. Ich war ganz ruhig, schaute aber gelassen zum Fenster hinaus, während er die mir vom Vortage bereits bekannten Schmeicheleien über mich vor den anderen wiederholte. Dann bat er mich, ganz offen die Fragen, die mir gestellt wurden, zu beantworten.

Erste Frage: „Wie ich diesen Verbrecher Adolf Hitler beurteilen würde.“ Meine Antwort: „Wenn Sie unser Staatsoberhaupt als Verbrecher bezeichnen, wunderte ich mich, daß Ihre Staatsoberhäupter mit ihm Verträge abgeschlossen und sich mit ihm zusammengesetzt haben. Sie sollten diese Frage besser an jene richten. ….


Zweite Frage: Ob ich nicht mit meinem Einsatz für Adolf Hitler gegen mein Gewissen gehandelt hätten, nur gezwungenerweise? Meine Antwort: ‚Nein, vollkommen freiwillig. Im übrigens habe ich für mein Land genauso selbstverständlich gekämpft wie Sie für das Ihre. Vor dieselbe Situation gestellt, würde ich ganz genauso wieder handeln, wie ich es tat und wie es in jedem Land der Welt als ehrenhaft gelten würde‘.

Dritte Farge: Was sagen Sie zu den Verbrechen, die Adolf Hitler begangen hat? Antwort: ‚ich weiß von einem ungeheuer tragischen Krieg, der auf allen Seiten viele Opfer forderte. Wer und was diesen Krieg verursacht hat,  kann ich noch nicht beurteilen. Von Verbrechen hört man immer eher über jene anderer Länder als über solche im eigenen Land. Ich habe von Verbrechen in anderen Ländern vieles erfahren. Von Verbrechen des eigenen Landes habe ich erst seit meiner Gefangenschaft von unseren Gegnern gehört‘.

Es war im Raum auffallend still, außer etlichem Räuspern.

Captain Cohn, sehr nervös geworden, legte eine Pause ein, in der ich rasch wieder hinausgeführt wurde. Vor der Tür, vor der mich zwei Wachtposten in Empfang nahmen, sagte er mit vor Haß funkelnden Augen: ‚Das werden Sie Ihr Lebtag bereuen‘. Es war alles wie ein böser Spuk.“

Aus dem Leben dieser tapferen Frau, die auch nach der Kriegsgefangenschaft viele Rekorde errang und Auszeichnungen erhielt, gibt es noch viel zu berichten. Sie flog in allen Erdteilen und wurde von Persönlichkeiten höchsten Ranges empfangen und geehrt, so von Präsident Kennedy, Wernher von Braun und NATO-General Steinhoff. Nach einem ungewöhnlich reichen, aber auch schweren Leben starb Flugkapitän Hanna Reitsch am 24. August 1979 in Hamburg. Ihre Persönlichkeit war und bleibt Vorbild.

Hanna Reitsch verfaßte:

„Fliegen mein Leben. Erinnerungen,“ Herbig, München 1951, 89 Tsd. 1986; hezne-Taschenbuch Nr 5839; Ullstein-Buch Nr. 34537
„Das Unzerstörbare in meinem Leben“, Herbig, München 1979, 1984; Heyne-Taschenbuch Nr. 5628
„Höhen und Tiefen“, Herbig, München 1978
„Ich flog in Afrika für Nkrumahs Ghana“, Herbig, München 1979 

Literatur:
„Hanna Reitsch, des Ikarus deutsche Schwester“, Dokumentation von Robert H. Dreichsel, in „Deutsche Dokumente,“ 1/1980
Gerhard Bracke „Melitta Gräfin Stauffenberg. Das Leben einer Testpilotin“, Langen-Müller, München 1990; Nachruf in Gert Sudholt (Hg.) „Deutsche Annalen 1980“, Druffel, Leoni 1980, S. 256 ff.

Randulf Johan Hansen¨
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