In den durch die Schwäche des Christentums entstehenden Leerraum dringt die neue Religion mit Leichtigkeit ein. Ihre Bekenner dulden keine Zweifel und Abweichungen.

Papstbesuch an der Holocaust-Kultstätte
Von Friedrich Romig

(kreuz.net) In vielen Staaten – sogar dort, wo nie ein Massenmord an Juden stattgefunden hat – werden mit staatlicher Hilfe Gedenkstätten, Museen und Denkmäler errichtet, in denen an den Holocaust erinnert wird oder Vertreter von Staat und Gesellschaft kultisch-feierlich der jüdischen Opfer des Holocaust gedenken.

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel wurde zum neuen Mekka. Dorthin müssen alle Politiker pilgern, die in ihren Parteien, Ländern oder in der Welt etwas werden oder gelten wollen.

Im Totenkult von Yad Vashem feiert Israel als Volk und Staat seine Auferstehung – und wir feiern mit ihm ein neues Ostern.

Die Holocaust-Religion steht über dem Christentum

Sogar Papst Johannes Paul II. hat seine Schritte zu dieser Kultstätte gelenkt. Die symbolische Bedeutung seines Gangs zur heiligen Stätte des Holocaust ist kaum zu überschätzen.

Die Massenmedien verstehen solche Schritte oft genug als eine Art Anerkennung der Holocaust-Religion durch den Heiligen Vater.

Selbst eine Höherstellung der Holocaust-Religion über das Christentum wird von den Medien nach solchen Schritten vielfach angedeutet.

Für viele gelehrte Rabbinen sind die Wurzeln des Holocaust im christlichen Antijudaismus zu finden. Ihnen folgend, ist der aus dem Antijudaismus hervorgegangene Antsemitismus und Judenmord zur Quelle kirchlicher Selbstanklagen geworden, die jetzt mehr und mehr „das Kreuz um seine Kraft bringen“ (1 Kor 1,17).

Das Christentum hat jedenfalls in Europa weitgehend seine Glaubwürigkeit und Gesellschaftsfähigkeit verloren. Jetzt wird nicht selten allein schon das öffentliche Bekenntnis zum christlichen Glauben als politisch inkorrekt empfunden. Es kann, wie in dem berühmt gewordenen Fall von Minister Rocco Buttiglione, zur Übernahme öffentlicher Ämter in der Europäischen Union disqualifizieren.

Fragen stellen ist verboten

In den durch die Schwäche des Christentums entstehenden Leerraum dringt die Holocaust-Religion mit Leichtigkeit ein. Ihre Bekenner dulden keine Zweifel und Abweichungen.

Kraftvoll wenden sie sich allein schon gegen das Aufwerfen der Frage, in welchem Umfang, an welchem Ort und auf welche Weise die Mordwaffen – zum Beispiel Gaskammern – funktioniert haben, mit der die industrielle Massenvernichtung der Juden erfolgte.

Sie betrachten solche Fragen als Sakrileg, das unbarmherzig zu verfolgen ist.

Sogar die Ankündigung der Veranstaltung eines Symposiums von Fachleuten zur Erörterung dieser Fragen wird als Bruch mit der Holocaust-Religion betrachtet. Der Staat als Religionswächter schreitet ein, um die Veranstaltung zu verhindern oder die Teilnahme an ihr zu unterbinden.

Völkermorde sind keine Seltenheit

Völkermorde sind im Laufe der Geschichte leider keine Seltenheit. Sie gehören zu dem jedem Historiker vertrauten Material.

Man denke nur an das Schicksal der Indianer, der Indios, der Armenier, der Kambodschaner, der Ukrainer oder an die Geschehnisse in Ruanda, in Bosnien-Herzegowina und in Äthiopien.

Doch keiner dieser Genozide kann es in seiner religiösen Bedeutung mit dem Holocaust aufnehmen. Keiner hat einen Weltkult hervorgebracht.

Der Verfasser ist Universitäts-Dozent und lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen

Quelle: http://www.kreuz.net/article.8890.html


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