Ernst Zündel: Zusammengestellte Auszüge aus Briefen an seine Frau, Ingrid Rimland

Der Sport wird als Sicherheitszone innerhalb einer politischen Atmosphäre gesehen. Irgendwann aber, meine liebe Frau, wird alles wenigstens teilweise politisiert. Dadurch entstehen wertvolle Beispiele.

Es sieht so aus als ob die Deutschen im Fußballtaumel sind. Das ist etwas, was ich aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann, denn ich hatte meine ersten echten Volkszugehörigkeitsgefühle mit solch einem distillierenden Geschehen.

Es gibt einen Bestseller und einen Blockbusterfilm über ein anderes historisches Geschehen, das man das "Wunder von Bern" nennt. Neun Jahre nach dem Krieg hatten die Deutschen die schlimmsten Erinnerungen dieser Niederlage abgeschüttelt und versuchten, sich wieder in der europäischen Völkerfamilie zu etablieren. Achzig bis neunzig Millionen Deutsche, in ganz Europa verstreut, fühlten sich damals erlöst, als ob ihnen ein Stein vom Herzen gefallen war. Das muß so etwas Ähnliches sein wie die "Wiedergeburt" eines religiösen Christen.

Zu der Zeit war die Fußballwelt eine europäische Welt; andere Nationen waren noch nicht von diesem Fieber ergriffen. Die Weltmeisterschaft wurde in Bern in der Schweiz ausgetragen, wo die deutsche Nationalelf auf Ungarn traf, die sich auch qualifiziert hatten. Meine Schulkameraden und ich fieberten dem Finale entgegen, zusammen mit dem Rest der Nation. Zu der Zeit spielten wir deutschen Kinder noch in den Ruinen unseres zerstörten Vaterlands. Diese Ruinen waren unsere Bühne.

Ich habe diese Erinnerung mit Tausenden Deutschen in der ganzen Welt durchgesprochen, die alt genug waren, über sich selbst und nationale Fragen nachzudenken. Alle fühlten das Gleiche wie wir Kinder damals. Unsere Psyche hatte sich verändert. Neunzig Minuten eines Fußballspiels erreichten etwas, dem Schriftsteller, Dichter, Sänger - und besonders die politischen Handlanger der Alliierten - nicht einmal nahe kamen. Ein Fußballspiel gab den traumatisierten Deutschen ihre Selbstachtung wieder.

Ingrid, so sehr das auch andere befremden mag, vielleicht auch Dich in 5,000km Ferne von all diesem Geschehen, heute können wir wohl sagen, daß eine tektonische Verlagerung in der deutschen Seele vor sich geht. Bisher noch tief unter der Oberfläche regt und erregt sich deutsches Empfinden.

Vulkane sind interessante Phenomene. Sie werden von Wissenschaftlern aller Art beobachtet, gemessen, registriert und bewertet. Die Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen wird mit mehr oder weniger richtigen Schätzungen belegt, die schließlich nur eine Frage des Zeitpunkts sind.

Wir, die Wissenden, die Jahrzehnte lang spezialisierte Kenntnisse über den spezifisch deutschen Vulkan gesammelt haben, dessen Unruhen wir an den geschichtlichen Ereignissen ablesen konnten - wir sind wie die Vulkanologen, die über die Hänge des Berges klettern oder über den brodelnden Kessel fliegen und die Gase und Asche messen. Was wir beobachten, ist nur, was sich an der Oberfläche bemerkbar macht und bisher nur als harmloser Dunst, mit etwas Beigeschmack von Giftgas, das als lästige Asche in der deutschen politischen Landschaft niederschlägt. Wir aber können viel daraus entnehmen mit unserem eingepeilten Sinn für diesen deutschen Vulkan. Wir verstehen den Vorgang, weil wir für diese Aufgabe geeignet sind, weil wir ein enger, integrierter Bestandteil desselben sind. Deshalb sind unsere Einsichten von einem höheren Wert als der, für den die Nachrichtendienste hochbezahlte Mannschaften zur Auswertung einsetzen.

Ingrid, ich weiß, unser Vulkan ist jetzt in der Tiefe aktiv. Der innerliche Druck dieser Urkraft, der sich über Jahrzehnte angesammelt hat, muß sich entladen, muß eine Form der Entspannung durchmachen. Wenn es nun nicht nochmals mit gewaltsamer Wut geschehen soll, wäre es besser, wenn man etwas Dampf und Lava in weniger gefährdeter Richtung ablassen würde, damit der Kegel nicht so explodiert wie St. Helens vor 20 Jahren.

Die WM beschert den Deutschen ein Sicherheitsventil, das sich im Einzelnen und kollektiv mit Geschrei und Tanzen bemerkbar macht - mit ihren harmlosen Uniformen, die ihre Identität bezeugen sollen: ein endloses Meer von T-shirts mit deutschen Emblemen und patriotischen Parolen, die oft in Englisch aufgedruckt sind, wenn Du Dir soetwas vorstellen kannst. Diese jungen Deutschen, darunter viele Mädchen, lassen Dampf ab, der sich über lange Zeit angesammelt hat.

Die jungen Fußballspieler waren geboren, als ich in meine ersten Gerichtsverfahren verwickelt war. Ein junger 22-23 Jähriger bestätigte die Spieler, die mit Armen über Schultern das Deutschlandlied sangen, als er mit einem TV Reporter, gegenüber dem früheren Innenminister Schily - der zweifelslos wenigstens teilwesse an meinem Schicksal beteiligt war - erwähnte, daß er noch nie so einen lautstarken, spontanen Ausbruch der Nationalhymne gehört habe wie da im Stadion - was Schily säuerlich einräumen mußte, denn er wollte ja dafür Kredit auf sein Konto schreiben, war er doch einer der 1968er mit seinen Einwanderungsreformen usw.!

Sogar die Berichterstatter der Systempresse bemerkten darüber: "Die Deutschen schämen sich nicht mehr."


Die Art, wie sich die Deutschen langsam befreien, drückt sich bisher dezent aus, indem patriotische Parolen auf T-shirts und Schale gedruckt werden, mit Versen des Deutschlandlieds - vorsichtshalber! Sie signalisieren mit Knöpfen und schwarz-rot-gold gefärbtem Haar und bemalten Gesichtern und Fußballschuhen. Claudia Schiffer, wohl kaum ein Vertreter deutscher Würde und deutschen Nationalgefühls, zeigte sich neulich in England zu Aufnahmen in einer Brigitte Bardot Pose, nur in eine deutsche Flagge eingewickelt. Die Leute entscheiden sich so langsam. Es liegt was in der Luft, und ich bin nicht der Einzige, der das merkt und über eine seismische Verlagerung in der deutschen Haltung spricht. Aber nicht nur die Flagge, was für eine Deutsche ja schon fast beruflicher Selbstmord ist, sondern was sie dann sagte - was mich fast umgehauen hat:

"Höchste Zeit, daß wir die Klischees über Deutschland ausräumen."

Ingrid, in fast jeder Pressekonferenz hat der deutsche Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, der selbst ein berühmter Fußballmeister war und jetzt mit Frau und Kindern in Malibu, Californien wohnt, herausgestellt, daß die ausgelassene Stimmung der Deutschen dem Independence Day in USA ähnlich ist, wo der Tag und die Flagge mit genausoviel Rummel gefeiert wird. Er erklärte dann, daß die Menschen da auch die Stars-and-Stripes raushängen und Flaggen schwingend in ihren Autos herumbrausen, ganz fröhlich und natürlich. Er sagt, das ist ganz einfach logisches, natürliches Benehmen. Und er wiederholt das mit seinem schwäbisch geschminkten Englisch bei den Interviewern von BBC und CNN usw. Kannst Du die Dynamik darin sehen? Nicht nur 80 Millionen Deutsche hören von dem Nationaltrainer eine gesund-verständliche Erklärung für die Vorkommnisse, das Ausland hört sie auch. Als Klinsmann einmal eine patriotische Haltung annahm, erzählte er einem Reporter, daß er am 4 July, Independence Day in USA, teilnahm, indem er eine deutsche Flagge fliegen ließ. Und dieser Deutsche mit seinem schwäbischen Akzent sprach zu einem 500 Millionen starken Publikum in aller Welt über die Vorzüge einer gesunden, nationalen Identität! Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung erklärte Klinsmann: "Junge Spieler und forsche Taktik werden uns im eigenen Land die Meisterschaft erringen. Wir werden der Welt einmal zeigen, wer wir sind."

Ingrid, der hört sich an wie ein Fußball-Revisionist. Das ist das Evangelium der Selbstbefreiung.


Die Weltmeisterschaft fing mit einer verklemmten Stimmung an; mit der typisch deutschen Selbstverachtung, die über die Psyche der Nation gezogen worden ist wie eine Gaswolke aus dem ersten Weltkrieg. Alle vermieden jegliche patriotischen Töne, was einen intuitiven Beobachter wie mich sehr traurig stimmte.

Dann kam die gegen Klinsmann gerichtete Kritik - der Schwabe aus Kalifornien! Es war eine saure Stimmung für alle mit einem Gefühl für die Nuancen menschlichen Benehmens. Ingrid, ich weiß, daß Sport Dir nicht viel bedeutet, aber dieser Klinsmann war der Mannschafts-Erste unter Franz Beckenbauer, der selbst eine lebende Legende im deutschen Fußball ist. Dreißig Jahre lang war er der "Kaiser" als Captain und Trainer. Beckenbauer entkam auch nach Amerika aus einem Fußballmilieu, das zu bürokratisch, von Tradition gelähmt und krank war. Er wurde mit viel Geld nach Deutschland zurückgelockt - und mit dem Versprechen, daß er freie Hand bekäme, so vorzugehen, wie er es für richtig hielt - ähnlich, wie man es mit Klinsmann machte, der schon acht Jahre mit seiner Frau, Debbie, und Kindern in Malibu lebte.

Ingrid, wie oft habe ich schon geredet über den Vorteil einer Mischung von amerikanischer Großzügigkeit, aber Einfachheit des Handelns, und Angriff von Problemen bei Sachen, die den Deutschen als unüberwindliche Hindernisse erscheinen, weil sie Angst haben, sich wie die Adler zu erheben statt wie Puten im Stall zu sitzen. Es stimmt mich zufrieden, daß ich mit all meinen scholastischen Nachteilen und Mängeln doch recht hatte, denn ich fühlte, daß, was da immer noch fehlt, der Wille zur Befreiung von Jahrhunderten von einengenden Gewohnheiten, ungeschriebenen Gesetzen und Tabus ist. Es fehlt die Herausforderung der überalterten Dogmen, zu der die Gesellschaft verdammt ist. Diese Einzäunungen sind wie eiserne Manschetten an den Gelenken der Menschen. Deutschland ist ein klassisches Beispiel.

Ein Reporter wollte von Klinsmann wissen, was es denn mit dieser ganzen neuen Einheitlichkeit auf sich hatte. Worauf Klinsmann ganz dreist in die Linse schaute und sagte: "Ein bißchen Patriotismus ist gut und schadet niemand!" Ingrid, in sechzig Jahren habe ich sowas nur von Leuten gehört, die als Ewiggestrige verspottet werden.

Ich hatte Dir Bilder versprochen von der Art, wie die junge Generation ihren Geist aufarbeiten will. Die haben heute noch nicht den Mut, der Sache einen organisierten, politischen Ausdruck zu geben. Das System hier hat Mittel und Wege gefunden, das bis jetzt zu unterdrücken - aber sieh Dir die Jahrgänge und die Gesichter an - die gelösten Gesichter! Ingrid, beim Schreiben sehe ich mir gerade die 9 Uhr Nachrichten und die Patriotismus-Debatte von NTV an. Es heißt - "... ist dieses ganze Fahnenschwenken nicht gefährlich?" und ".. ist das der auferstehende deutsche Nationalismus?"

Wozu dann ein 25Jähriger antwortet: "... wir haben hier eine Menge aufzuholen in puncto Patriotismus!" - und das mit einem Hintergrund von hunderttausend Fahnen schwingenden jungen Deutschen, ein Meer von Flaggen, soweit die Kamera es erfassen kann! Und die sind dabei ganz unbedarft - wie Du von diesen wenigen Fotos siehst.

Sieh Dir das Mädchen in der Mitte an, Ingrid - die ist von der "noch nicht geborenen Generation", von der ich sprach, als amerikanische und kanadische Interviewer wissen wollten, warum ich mich dieser ganzen Schlechtmacherei und Gefahr aussetze. Ich sagte immer wieder: "Das mache ich für die Kriegszeit-Generation, die keine Fürsprecher hat, und für die Generationen, die noch nicht geboren sind. Niemand spricht für sie, niemand schützt sie." So hier siehst Du diese Generation. Das Mädchen wurde wohl zu Zeiten meiner Verhaftung geboren, ihre Eltern wahrscheinlich zu der Zeit der ersten politischen Verfahren gegen mich.

Das macht Geschichte!

Zuerst werden sich diese jungen Menschen seelisch befreien, und wenn sie politisch reif sind, werden die, die noch denken können, die nächste Generation von Führern stellen. Die werden die richtigen Folgerungen ziehen. Die Informationszeit ist hier, wie ich schon tausendmal sagte. Sie wird den Würgegriff der verkappten Zensoren lösen und den der Propagandisten in ihren Schlüsselpositionen - durch die Demokratisierung der Informationen. Diese Zeit ist jetzt da.

Natürlich ist es etwas anders, als wir es uns vielleicht vorgestellt hatten. Die Geschichte wiederholt sich eben nicht immer genau. Aber denke an die T-shirt- und Fahnen-Hersteller, die Nachtschichten arbeiten mußten, um den Bedarf zu decken. Wir haben hier eine Straßenrevolution, die alle überrascht hat. Es ist keine Wiederholung der Methoden unserer Väter. Es ist viel unschuldiger und weniger drohend für die, denen das Abdanken droht. Und so soll es auch sein. Patriotische Ausdrücke sollten ein positives Erlebniss sein - wie in Amerika am 4. Juli.


Der Mannheimer Morgen vom 9. Juni berichtete, daß Joseph Blatter von Milliarden Zuschauern in 180 Ländern redete, die diese Meisterschaften ansehen würden. Dies ist also das wichtigste Sportereignis je. Darum ist die bildliche Verkörperung dessen so wichtig, und die Umwandelung der jungen Deutschen wird gleichweise ein neues Erscheinungsbild sein. Jedes Spiel, in dem sich die Mannschaft halbwegs behaupten kann, wird diese neue Vorstellung kräftigen und sich den Menschen ins Gedächtnis brennen. Sogar wenn die deutsche Mannschaft, von dem schwäbischen Amerikaner trainiert, früh rausfliegen sollte, der wichtigste Sieg, vom politischen Standpunkt, ist schon erreicht. Klinsmanns ungewöhnliche Methoden, seine Hinterfragung alter Gewohnheiten, seine Mitbringung eines fast naiven, jugendlichen Selbstbewußtseins, hat schon eine Umwandlung des deutschen Fußballmythos erreicht - gestärkt durch jedes Spiel, in dem die Junge Mannschaft sich behaupten kann. Jedes Spiel, sogar die gegen die unbedeutendsten Gegner mit wenig Chancen, sind für den Pozeß, der jetzt im Gang ist, wichtig. Es bedeutet die Entschlaffung der deutschen Volkspsyche, lockernd und befreiend von dem Krampf, der den deutschen nationalen Geist fast drei Generationen lang in einer Zwangsjacke gehalten hat. Man muß sich das vorstellen wie eine zeitraffende Filmaufnahme von dem Öffnen einer Blüte nach einem Regenschauer in der Wüste. Die Gesichter der Jungen und Mädchen in ihren T-shirts und Jeans strahlen jetzt Übermut und Sorglosigkeit. Das ist ein Fingerabdruck der amerikanischen Art und Weise. Was hier vor sich geht, ist eine stromliniengeformte Modeergänzung, die durch ihr Vorbild sofortigen politischen Ausdruck hat, wie ein Aushängeschild. Da diese Meisterschaften von Milliarden Menschen beobachtet werden, haben sie einen unglaublichen Propagandawert. Fernsehen braucht Nahaufnahmen, um Leidenschaft, Freude und Übermut zu vermitteln. Das ist schon erreicht durch die begleitende, freiwillige Bekennung zur eigenen Mannschaft, zu eigenen Farben, Symbolen und Volk.

Aud diese Weise entstehen Idole! Befreier des Geistes!

Klinsmanns Fußballmannschaft ist ein Werkzeug für deutsche Selbsterlösung. Unsere jungen Leute bekennen sich unschuldig und tanzen in eine neue Zeit - ein Spiel nach dem anderen, Ingrid! So wurde das Image definiert, welches die Patriotismus-Debatte in Gang setzte. So sangen sie die Nationalhymne im Stadion.

Dreißig Jahre lang war ich der Einzige in der englischsprechenden Welt, der das bei jeder Gelegenheit vorschob - und jetzt sagen Fotomodelle und Schauspielerinnen es öffentlich bei Pressekonferenzen. Eine neue Generation übernimmt die Initiative. Wer weiß, was die jetzt noch bei der Presse und in Talk-Shows noch sagen werden.

Da dies hier ein zensierter Brief ist, werde ich es jetzt dabei belassen.

Ernst Zündel


(Opfer einer politischen Entführung vor drei Jahren - mit Hilfe von systemtreuen Vasallenverrätern von America über Kanada nach Deutschland verschleppt!

Eine Zündel-Probediskette der politischen Aufklärungskampagne Ernst Zündels ist auf Anfrage erhältlich: irimland@zundelsite.org)

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