Kernthese: " Zionisten und Judenmörder
machten gemeinsame Sache"

Quelle:  Der Standard
11. September 2007

Das iranische Fernsehen zeigt derzeit eine Serie über die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg. Sie zieht jeden Montagabend Millionen Menschen im Iran vor die Bildschirme. Aber eine Grundlage der von westlichen Zeitungen gelobten Serie ist eine unter Holocaust-Leugnern weit verbreitete These: Danach hätten jüdische Zionisten mit Adolf Hitler kollaboriert, um ihren Wunsch nach der Gründung eines jüdischen Staats zu verwirklichen, berichtete "Spiegel Online" am Montag.

Westliche Medien wie das US-Blatt "Wall Street Journal" lobten die "kostspieligste" iranische Fernsehserie: Der Film sei ein Versuch der Regierung in Teheran, das Bild der Juden im Inland zu verbessern. Noch Ende des Vorjahres hatte Präsident Mahmoud Ahmadinejad in Teheran eine Konferenz von Holocaust-Leugnern und Neonazis organisiert. "Um so erstaunlicher ist eine iranische Fernsehserie, die eine objektive Sicht auf die Judenverfolgung zu vermitteln scheint - doch der Schein trügt", warnte "Spiegel Online".

"Breite: Null Grad"

Die Serie "Breite: Null Grad" erzählt von Habib, einem jungen Iraner. Er kommt mit zwei Freunden kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Paris, um Philosophie zu studieren. Er verliebt sich in seine jüdische Kommilitonin Sara. Bald besetzen die Nazis die französische Hauptstadt und beginnen, Juden in die Konzentrationslager zu deportieren. Das Leben von Sara und ihrer Familie ist in akuter Gefahr. Habib tritt als Retter auf: Er beschafft ihnen iranische Pässe, so daß sie nach Teheran fliehen können.

Das Leben des Hauptprotagonisten Habib in Teheran wird bereits vor seiner Abreise nach Frankreich geschildert, unter anderem im Zusammenhang mit einem Mordfall. Ein iranischer Rabbiner, der der Emigration der Juden nach Palästina kritisch gegenübersteht, wird getötet - von Zionisten. Auch der Onkel der jüdischen Studentin Sara erlebt das gleiche Schicksal. Der pensionierte Geschichtsprofessor ist in Besitz von Dokumenten, die die geheimen Verbindungen zwischen dem Jüdischen Weltverband und den Nationalsozialisten dokumentieren.

Buch eines Antisemiten

Im Abspann der Serie taucht ein Buch des Antisemiten Roger Garaudy auf - als "historische Quelle". Als "historischer Berater" des Regisseurs Hassan Fatthi fungiert Abdollah Shahbazi, ein entschiedener Holocaust-Leugner, wie die Beiträge in seinem Weblog www.shahbazi.org beweisen.

Auch Fatthi macht aus seinem revisionistischen Geschichtsverständnis keinen Hehl. "Die historischen Beweise zeigen, daß die Mehrheit der Nazi-Opfer diejenigen Juden waren, die gegen die Okkupation von Palästina waren", sagte er zu "Spiegel Online". Dennoch will Fatthi seine TV-Serie als "Dienst für das Völkerverständnis" verstanden wissen. "Mit dem Film wollte ich einen Beitrag zum Dialog zwischen den Religionen und Kulturen leisten", sagt er.

"Breite: Null Grad" wurde zum Teil in Europa, in Frankreich sowie Ungarn und unter aktiver Teilnahme von europäischen Schauspielern gedreht. (APA)